Ist Martin Schulz der bessere Kanzlerkandidat?

100 % Zustimmung – so viel hat ein Kandidat der SPD noch nie von seinen Genossen bekommen, wenn er sich um den Parteivorsitz beworben hat, Martin Schulz ist dieses Kunststück jedoch gelungen. Offensichtlich sieht die SPD in Schulz den Mann, der es als Einziger schaffen könnte, Angela Merkel am 24. September 2017 bei der Bundestagswahl aus dem Amt zu drängen. Mittlerweile ist ein regelrechter Hype um den ehemaligen Bürgermeister des kleinen Orts Würselen bei Aachen ausgebrochen, denn scheinbar überall, wo Schulz auftritt, wird er umjubelt. Aber was ist dran an den markigen Sprüchen, die der gelernte Buchhändler bei jeder Gelegenheit wiederholt?

Wie ehrlich ist Martin Schulz?

Er sei eine grundehrliche Haut, meint Manu Dreyer, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, wenn sie über ihren Parteigenossen spricht. Schulz selbst nimmt es mit der Ehrlichkeit jedoch nicht ganz genau, wenn man dem Politmagazin „Report“ glauben darf. Für mehrere Wahlkampfveranstaltungen sowohl im Inland als auch im Ausland, hat Schulz als Präsident des Europäischen Parlaments ein Tagegeld in Höhe von jeweils 304,- Euro bekommen, das wurde von seinem Sprecher bestätigt. Dieses Geld, das jedem EU-Parlamentarier zusteht, ist eigentlich für Unterkunft und Verpflegung vorgesehen, wenn ein Parlamentsmitglied in oder in ist. Schulz hat es bisher immer abgestritten, die insgesamt 365 Tagessätze in Anspruch genommen zu haben.

Immer auf Augenhöhe?

Zwei Nobelautos aus dem Hause Mercedes mit zwei Fahrern, 33 Assistenten, ein Team mit Sprecher, zwei Protokollanten, fünf Pressesprechern, einem Redenschreiber und zwei Türstehern, die der Kanzlerkandidat aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von seinen 280.000 Euro netto im Jahr bezahlt hat, sondern vom Steuerzahler hat finanzieren lassen. Bei einer Quote von 45 % bei den Steuern und Abgaben hat Schulz als EU-Präsident Brutto gut eine halbe Million im Jahr verdient und damit steht er wohl kaum auf Augenhöhe mit der aus dem , der alleinerziehenden Mutter oder dem Rentner, der mit 300,- Euro im Monat zurechtkommen muss.

Ein Kämpfer für Steuergerechtigkeit?

Martin Schulz wird nicht müde, für mehr Steuergerechtigkeit zu werben, allerdings nicht bei seinem Duzfreund Jean-Claude Juncker aus dem Steuerparadies Luxemburg, wo sich alle, die Steuern vermeiden wollen, seit vielen Jahren sehr wohlfühlen. Es war Schulz, der erfolgreich verhindert hat, dass es einen Untersuchungsausschuss zur Verantwortung von Juncker gibt, und damit hat er dafür gesorgt, dass Unternehmen wie IKEA oder Amazon noch immer Steuern zahlen, die ihren Namen nicht wirklich verdienen.

Martin, der Gesetzestreue?

Er stehe für die hart arbeitende Mitte der , die sich an die Regeln hält, sagt der Genosse Schulz. Leider wirkt er dabei wie derjenige, der im Glashaus sitzt und eigentlich nicht mit Steinen schmeißen sollte. 2004 war Schulz noch ein einfacher Abgeordneter im EU-Parlament und bekam, wie alle anderen auch, 269,- Euro Sitzungsgeld, selbst wenn er Sitzungen einfach geschwänzt hat. Dieses Erschleichen von Steuergeldern wurde erst aufgedeckt, als einem anderen Martin der Kragen platzte, als der österreichische Abgeordnete Hans-Peter Martin sich über den Brüsseler Selbstbedienungsladen ärgerte. Er deckte die Betrügereien im großen Stil auf und flog anschließend aus seiner Fraktion. Der deutsche Martin wurde wenig später Vorsitzender, dann Präsident und schließlich SPD-Vorsitzender und Kanzlerkandidat.

Einer aus dem Volk?

Martin Schulz bezeichnet sich gerne als Mann aus dem Volk, als einer, der von unten kommt und der feuchte Augen bekommt, wenn die „Bläck Fööss“ „En unserem Veedel“ anstimmen. Seiner Meinung nach sind die Zeiten der sogenannten Hochglanzpolitiker vorbei. Auch das stimmt zumindest für die Person Martin Schulz nicht so ganz. Er kommt aus dem EU-Parlament, in dem mit 751 Abgeordneten doppelt so viele sitzen wie im Repräsentantenhaus der USA. Alle Abgeordneten bekommen 6000 Euro jeden Monat plus 300,- Euro, wenn sie überhaupt erscheinen. Zusammen mit vielen Vergünstigungen und Spesen klingt das nicht unbedingt nach Bürgernähe.

Gewusst wie, warum und wieso!

Bild: © Depositphotos.com / palinchak

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Ulrike Dietz
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