Was ist dran am Fitness-Trend?

Die Fitnessstudios in Deutschland können sich über mangelndes Interesse nicht beklagen, denn mittlerweile haben die Studios mehr Mitglieder als die klassischen Sportvereine. Die Deutschen trainieren offenbar lieber in der „Muckibude“, als im Fußballverein zu kicken oder zu spielen. Aber gibt es diesen Fitness-Trend wirklich oder ist es am Ende nur heiße Luft? Wie viele, die Mitglied in einem Fitnessstudio sind, gehen auch tatsächlich zum Training? Fitnessexperten haben da so ihre Zweifel und vermuten, dass viele Mitglieder einfach nur „Karteileichen“ sind, die nur bei der Anmeldung das Studio von innen gesehen haben.

Die Branche boomt

Sie schwitzen in den schicken Boutique-Studios und rackern sich beim Wasser-Workout ab – mehr als zehn Millionen Deutsche sind angeblich dem Fitness-Trend verfallen. 8700 Fitnessstudios gibt es in Deutschland und die konnten sich im vergangenen Jahr über ein dickes Plus von 6,6 % freuen. Bis zum Jahr 2020 will die Branche über zwölf Millionen Mitglieder haben, und wer in auf der Fitnessmesse „Fibo“ zu Gast war, der konnte sich vom Fitness-Trend selbst überzeugen. Es waren vor allem die Studios im sogenannten Discount-Bereich, die auf der „Fibo“ in großer Zahl vertreten waren, denn sie sind im Vergleich zum Rest der Branche, überproportional gewachsen.

Es gehört zum guten Ton

Der aktuelle Fitness-Trend erklärt sich auch aus der Tatsache, dass die Mitgliedschaft mittlerweile zum guten Ton gehört, ebenso wie vegetarisches oder glutenfreies Brot. Der Fitness-Trend kam zustande, weil die Monatspreise für die Mitglieder in den letzten Jahren in den Keller gegangen sind. Die Fitnessstudio-Ketten bieten heute schon eine Mitgliedschaft für 34,- Euro im Monat an, in den Einzelbetrieben liegen die im Vergleich bei durchschnittlich 53,- Euro. Besonders teuer sind die kleinen exklusiven Studios, die 65,- Euro und mehr von ihren Mitgliedern verlangen, insgesamt verdienen die Studios im Jahr nur an den Mitgliedschaften rund 5,05 Milliarden Euro.

Der Fitness-Trend und das Motivationstief

Früher spielte man oder Tennis, heute geht man eben ins Fitnessstudio. Aber mit der Anmeldung alleine ist es natürlich nicht getan. Zwar sind zwölf Millionen Deutsche in einem Studio angemeldet, aber die meisten ereilt nach acht bis zwölf Wochen Mitgliedschaft ein Formtief, aus dem nur die wenigsten wieder herausfinden. Wenn alle, die angemeldet sind, auch tatsächlich regelmäßig trainieren würden, dann kämen die 8700 Studios sehr schnell an ihre Grenzen. Zum Glück sind die Deutschen aber nicht sportlicher geworden, sie wollen nur den Anschein erwecken, als ob es so wäre. Geschätzt sind mindestens die Hälfte der Mitglieder „Karteileichen“, die sich anmelden, ein- oder zweimal vorbeischauen und sich dann nie wieder blicken lassen. Der Fitnessverband DSSV spricht gerne von „inaktiven Mitgliedern“, die fleißig zahlen, aber die Gegenleistung nicht in Anspruch nehmen.

Wer geht gerne ins Fitnessstudio?

Eine Umfrage unter den Mitgliedern der deutschen Fitnessstudios brachte es an den Tag, denn es waren nur magere 18 %, die angegeben haben, mindestens viermal in der Woche ins Studio zu gehen. Besonders sportlich sind diejenigen, die in einer Großstadt wohnen und es sind mehr Männer als Frauen, die regelmäßig schwitzen. Auch das Einkommen und die Bildung spielen eine wichtige Rolle, denn mit dem Bildungsniveau und dem Einkommen steigen die Besuche im Fitnessstudio. Wer unter 30 Jahre alt ist, treibt deutlich mehr Sport als der Rest der Bevölkerung, aber leider fehlt es an attraktiven Angeboten für Senioren. Die Branche lockt mit immer neuen Angeboten wie einer Flatrate, die es den Freizeitsportlern möglich macht, für einen monatlichen Beitrag 40 verschiedene Sportarten an 800 Trainingsorten in ganz Deutschland auszuprobieren. Das Angebot reicht vom kräftezehrenden Bouldern über Zumba bis hin zu Yoga und Meditation. Auch digitale Fitnessangebote erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit, denn wer Mitglied in einem Online-Studio ist, der kann bequem zu Hause trainieren.

Bild: © Depositphotos.com / Syda_Productions

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Ulrike Dietz
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