Berlin:
Im Schnitt werden drei Feuerwehrmänner und -frauen, acht Rettungsdienstmitarbeiter und unfassbare 290 Polizistinnen und Polizisten gewalttätig angegriffen – pro Tag. Gegen Gesundheits- und Pflegepersonal kommt es laut dem Berufsverband für Pflegeberufe zu rund 5300 Übergriffen pro Jahr. Die Bahn bietet ihren Kontrolleuren im Nahverkehr mittlerweile gar das Tragen von Bodycams an. Und Post-Zusteller werden laut DHL rassistisch beschimpft, weil ihr Deutsch nicht akzentfrei ist.
All diese Übergriffe sind keine bloßen Zahlen, keine Statistik. Es sind Angriffe gegen Menschen. Und jeder dieser Angriffe kann Spuren hinterlassen, physisch oder psychisch. Es sind alarmierende Zustände. Und sie gehen uns alle als Gesellschaft etwas an. Ob Dienstleistungsbranche, Einsatzkräfte oder Mobilitätsanbieter: Sie alle sorgen dafür, dass unsere Gesellschaft funktioniert. Man mag sich darüber ärgern, wenn das Postauto im Weg parkt oder die Bahn mal wieder nicht kommt. Kein Ärger rechtfertigt aber Aggressionen gegen das Personal – weder körperlich noch verbal. Hinzu kommt: Diejenigen, die tagtäglich bepöbelt oder bedroht werden, sind in der Regel diejenigen, die nichts für die systemischen Defizite ihrer Unternehmen oder Einrichtungen können.
Wir profitieren von einer Dienstleistungsgesellschaft, die immer stärker auf den Verbraucher zugeschnitten ist. Wenn allerdings der Paketbote, der die Ware die Treppe rauf- und die Retoure wieder hinab schleppt, an der Wohnungstür wegen seiner Hautfarbe diffamiert wird, dann muss man sich in Zeiten des Arbeitskräftemangels nicht wundern, wenn immer weniger Menschen den Job machen wollen.
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