Warum sich Präsident Erdogan um die Haare seiner Landsleute kümmert

Die hat im Moment eine Menge Ärger. Die EU will die Beitrittsgespräche am liebsten beenden, die Touristen bleiben weg und viele befürchten, dass die Türkei langsam aber sicher in die Diktatur abrutscht. Jetzt scheint es aber ein weiteres Problem zu geben und hier geht es um die Entfernung von Haaren. Dieses Thema ist Präsident Erdogan anscheinend so wichtig, dass er jetzt ein Notstandsdekret unterzeichnet hat.

Keine hochpolitische Entscheidung

Die Entlassung tausender Regierungsbeamter und Regierungsgegner sowie die Inhaftierung von Journalisten – das sind offenbar Themen, mit denen sich Präsident Erdogan nur am Rande beschäftigt, viel wichtiger ist es ihm, dass die Entfernung von Körperhaaren zukünftig nicht nur in Kliniken, sondern auch in Schönheitssalons erlaubt ist. Schon im März hatte sich der Präsident der Türkei mit Kosmetikerinnen getroffen und jetzt hat er das entsprechende Dekret unterzeichnet. Von seinen Landsleuten erntete Erdogan für diese Aktion allerdings nur Hohn und Spott. So wurde auf Twitter die Vermutung geäußert, dass die Experten zur Haarentfernung, die bekanntlich in der Putschnacht vom 5. Juli 2016 eine entscheidende Rolle gespielt haben, nun per Notdekret wieder freigelassen wurden. Andere nannten den Putsch auch den Aufstand der Epilier-Experten.

Zunehmender Amtsmissbrauch

Die Opposition in der Türkei kann über das Dekret der Haarentfernung nicht lachen, sie sehen in dieser vermeintlichen Banalität ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr der Präsident seine Macht missbraucht. Sie befürchten, dass sich Erdogan in Zukunft immer mehr in das private Leben der einmischen wird und da sich das Land nach wie vor im Ausnahmezustand befindet, reicht es, wenn der Präsident mittels Dekrete regiert und agiert. Die Türken reagieren mit Unverständnis und Verärgerung auf das Dekret des Präsidenten. Er soll sich um andere, wichtige Dinge kümmern und nicht darum, wer in der Türkei das Monopol hat, bei den Damen die Achselhaare per Laser zu entfernen.

Auf der einen Seite will sich Präsident Erdogan für die Wiedereinführung der Todesstrafe einsetzen und auf der anderen Seite kümmert er sich um die Körperhaare der türkischen – für viele Türken ist das ein Zeichen, was Erdogan aus der Türkei machen möchte.

Bild: © Depositphotos.com / palinchak

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Ulrike Dietz
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