Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Altbundespräsident Joachim Gauck hat harte Kritik an der Corona-Politik der scheidenden Bundesregierung geübt. Es hätte mehr Führung und Entschlossenheit gebraucht, um die Deutschen vor der Pandemie zu schützen, sagte Gauck der “Zeit”.
Es habe bei allen Parteien der demokratischen Mitte “offensichtlich eine gewisse Furcht vor dem Verlust von Stimmen bei der Bundestagswahl” gegeben. “Manche dachten offenbar: Wollen wir die Maßnahmen, die uns die Wissenschaft anrät, jetzt wirklich den Wählern anbieten? Ach, vielleicht geht es auch anders.” Gauck attestierte der Bundesrepublik generell ein Führungsdefizit: “Wir dürfen zumindest den Anspruch haben, klarer und deutlicher geführt zu werden.” Die Politik dürfe sich nie wohlfühlen in einer Zuschauerrolle, im Sinne von: “Wir sehen die Verantwortung, aber es kostet zu viel, sie wirklich zu ergreifen.”
Insgesamt, so das ehemalige Staatsoberhaupt, “leben wir in einer Phase des nicht hinlänglich entschlossenen Regierens.” Gauck mahnte: “Führungswillen, Risikobereitschaft, Mut beim Regieren würden zwar womöglich zu mehr Gegnerschaft führen, aber auch zu mehr Klarheit.” Gefragt, warum dies so sei, antwortete er: “Die Tugend des Mutes ist unterbewertet, weil es uns seit Generationen sehr gut geht.”
Foto: Werbung der Bundesregierung in Coronakrise, über dts Nachrichtenagentur
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