Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Jürgen Chrobog, Ex-Staatssekretär und einst Pressesprecher von Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), berichtet in seinen Memoiren (“Ein Leben in der Politik”) Neues vom historischen Zwist zwischen Genscher und Kanzler Helmut Kohl (CDU). So überraschte Kohl nach dem Mauerfall nicht nur die Weltöffentlichkeit, sondern angeblich auch Genscher, als er am 28. November 1989 unerwartet seinen Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Einheit im Bundestag vorstellte, wie der “Spiegel” unter Berufung auf Chrobogs Memoiren berichtet.
Selten habe er Genscher “so aufgebracht” gesehen, schreibt Chrobog. Auch die Alliierten seien empört gewesen. Kohl habe die Einheit auf die internationale Tagesordnung setzen wollen, bevor “Rivale” Genscher es tat. Offenbar sei dies eine berechtigte Befürchtung gewesen: Laut Chrobog warf der Außenminister intern die Frage auf, “warum nicht wir auf eine ähnliche, aber bessere Idee gekommen waren”.
Dem Ex-Staatssekretär zufolge versuchte Kohl auch, Genscher vom Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs fernzuhalten: Die Delegationen seien “zu groß”. Damit scheiterte der CDU-Politiker – Genscher gelang es, die meisten Außenminister der anderen Staaten von der Notwendigkeit ihrer Teilnahme zu überzeugen. Die Zusammenarbeit mit dem Kanzleramt sei “in allen Kohl-Jahren nicht erfreulich” gewesen, so Chrobog.
Foto: Helmut Kohl, über dts Nachrichtenagentur
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