Der wohl größte Wirtschaftsskandal der deutschen Geschichte hat heute vor dem Landgericht I in München begonnen. Auf der Anklagebank sitzt Markus Braun, der frühere Vorstandschef des Zahlungsdienstleisters. Mit ihm zusammen sind noch zwei frühere Manager angeklagt, die sich ebenfalls im Wirecard-Prozess verantworten müssen.
Eine kriminelle Bande
Der Skandal um Wirecard ist nach Ansicht der Ankläger das Werk einer kriminellen Bande, die die Bilanzen des Konzerns gefälscht haben, um so Kreditgeber um rund 3,1 Milliarden Euro zu prellen. Das Gericht wirft den Angeklagten Untreue, Manipulation des Marktes, gewerbsmäßiger Bandenbetrug und Fälschung der Bilanzen vor. Allein das Verlesen der Anklageschrift mit 89 Seiten zu Beginn des Prozesses dauerte fünf Stunden. Nach Meinung des Staatsanwaltes war der Wirecard-Konzern nichts anderes als eine Gruppe von Verbrechern. Hier haben sich Spitzenmanager zu einer Bande zusammengeschlossen, um so ein erfolgreiches Unternehmen vorzutäuschen.
Eine attraktive Täuschung
Das Ziel der kriminellen Bande sei es gewesen, mit frei erfundenen Einnahmen von externen Geschäftspartnern den Umsatz und die Bilanz von Wirecard künstlich aufzublähen. Die Bande hatte ihre Taten exakt geplant, so der Staatsanwalt, um Wirecard für zahlungskräftige Kunden und Investoren attraktiver zu machen. Sie sollten glauben, dass das Unternehmen sowohl zahlungsfähig als auch kreditwürdig ist. In der Realität hat Wirecard aber nur Verluste geschrieben und alle Kredite verbraucht. Nur damit konnte der schnelle Kollaps verhindert werden. Außerdem sollten die frisierten Geschäftszahlen den Kurs der Aktie weiter steigern.
Bis zu 15 Jahre Haft
Seit zwei Jahren sitzt Markus Braun, der ehemalige Chef von Wirecard, in Untersuchungshaft. Zu dem, was ihm der Staatsanwalt vorwirft, will Braun in der kommenden Woche eine Erklärung abgeben. Braun hat aber bereits alle Vorwürfe von sich gewiesen und seinen bis heute flüchtigen Kollegen Marsalek für die Verbrechen verantwortlich gemacht. Die vierte Strafkammer des Landgerichts München hat für den Prozess, der voraussichtlich bis zum Jahr 2024 dauern wird, 100 Tage angesetzt. Dem Angeklagten droht im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von 15 Jahren.
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