Mario Draghi geht – was bleibt, ist ein trauriger Rekord

In Frankfurt treffen sich in dieser Woche die Währungshüter. Sie beraten, wie es weitergehen wird, wenn Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, im Oktober seinen Hut nimmt. Die acht Jahre seiner Amtszeit hat der Italiener wie kein anderer Bankchef vor ihm geprägt. Draghi geht zudem mit einem traurigen Rekord in die Geschichtsbücher der EZB ein: Er hat in seiner Amtszeit nie die Zinsen angehoben. Jetzt, so scheint es, ist es zu spät, die Geldpolitik noch einmal zu ändern. Die Sparer müssen damit leben, dass sich ihr Geld auch in Zukunft nicht vermehrt.

Wie Draghi das Geld verändert hat

Mario Draghi ist der erste Präsident der EZB, der sich nur um die Rettung des Euro, aber nie um die Belange der Menschen gekümmert hat, die ihr Geld anlegen wollen. Sein hieß, den Euro vor Schaden bewahren und Geld drucken. So lange wie nie zuvor in den 20 Jahren der EZB, hat eine Notenbank aus Angst vor möglichen Konsequenzen nichts unternommen. Die Angst vor einer Krise des Euro oder eine einbrechende ist bis heute einfach zu groß. Mit schöner Regelmäßigkeit zögerte Draghi, die Zinsen anzuheben, getan hat er es nie. Schon gleich zu Beginn seiner Amtszeit machte sich Draghi keine Freunde, als er den Leitzins von 1,5 Prozent auf 1,25 Prozent senkte. Seitdem ging es stetig bergab und im März 2016 war es dann endlich so weit: Der Leitzins sank auf null. Damit war Mario Draghi der erste Währungshüter, der es gewagt hat, Strafzinsen für die einzuführen.

Der Albtraum der Sparer

Mario Draghi, der sein bei Goldman Sachs gelernt hat, ist so etwas wie ein Trauma für alle, die sparen möchten. Wenn er im Oktober dieses Jahres geht, wird sich nach Ansicht von Finanzexperten bei der Zinspolitik nichts ändern. Bis Ende des Jahres 2021 sollen die Zinsen noch im Minus bleiben, der Nachfolger von Draghi wird den Weg weitergehen. Die internationalen Finanzmärkte haben bereits regiert und wohl auch resigniert. Das Hoffen und Bangen auf höhere Zinsen hat sich für das Jahr 2019 wohl erledigt. Einige Optimisten rechnen fest damit, dass die Zinsen vielleicht schon im kommenden Jahr ansteigen. Wetten möchte darauf aber niemand.

Die nächste Krise ist in Sicht

Italien steckt mitten in einer Rezession, Frankreichs Konjunktur schwächt sich weiter ab und ist bereits zum vierten Mal nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt. Die Geldpolitik der EZB ist pures Gift und sorgt dafür, dass sich das Risiko einer erneuten Eurokrise verstärkt. Auch eine neue Umfrage ist alles andere als beruhigend, denn die Banken vergeben ihre Kredite lange nicht mehr so leichtfertig, wie noch vor einigen Jahren.

Mario Draghi geht und er hinterlässt ein schweres Erbe, von dem sich die Geldpolitik in Europa nur sehr schwer erholen wird. Wann es wieder „normal“ ist, lässt sich heute noch nicht absehen. Es kann noch Jahre dauern, bis das Trauma Draghi endlich vorbei ist, bis dahin müssen sich die Sparer weiter in Geduld üben. Wer die Nachfolge des Italieners antritt, ist noch offen. Aber wer Mario Draghi auch beerbt, leicht hat es der neue Präsident der EZB sicher nicht.

Bild: © Depositphotos.com / 360ber

Mario Draghi geht – was bleibt, ist ein trauriger Rekord

Ulrike Dietz
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