Berlin: Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, hat in der Diskussion um das Lohnniveau in Deutschland die Verbreitung von niedrigen Löhnen verteidigt. “Wir haben niedrige und hohe Löhne – die Spreizung in Deutschland entspricht den unterschiedlichen Spreizungen im Talent”, sagte Kampeter am Mittwoch dem TV-Sender “Welt”.
“Ich finde es ganz normal, dass in einem so unterschiedlichen Land mit so vielen unterschiedlichen Branchen auch unterschiedlich hohe Löhne gezahlt werden.” Das sei auch keine deutsche Besonderheit, so Kampeter. “Kein Land ist so aufgestellt, dass es lediglich hochbezahlte Löhne hat. Der Lohn soll den wirtschaftlichen Effekt widerspiegeln, den eine bestimmte Tätigkeit hat.”
Und da gebe es eben Unterschiede, so Kampeter. “Deswegen wäre es unrealistisch, davon auszugehen, dass in Deutschland der gesamte Arbeitsmarkt nur aus hochqualifizierten Akademikern oder Professoren besteht. Sondern wir haben auch einfache Tätigkeiten, für die wir auch Talent innerhalb von Deutschland haben, und die müssen auch anständig, aber eben entsprechend ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und ihres Ertrages vergütet werden.” Kampeter machte auch den Staat für die Situation im Niedriglohnbereich mitverantwortlich.
“Was besonders schwierig ist bei den niedrigen Löhnen, sind die Sozialversicherungsabgaben. Denn da werden zwar relativ wenig Steuern bezahlt, aber der Staat kassiert mächtig bei Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung.” Da könne der Staat durchaus gegensteuern, findet Kampeter. “Wenn man also in diesen niedrigen Einkommensbereichen mehr Netto vom Brutto haben will, muss der Staat handeln und die Ausgaben in den Sozialversicherungen endlich begrenzen.”
Den Vorschlag von Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch zur Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro lehnte Kampeter ab. “Ich habe gedacht, das wäre ein verspäteter Aprilscherz.”Die Mindestlohnkommission habe gerade erst eine “akzeptable Anpassung” des Mindestlohns beschlossen, so Kampeter. Die Erhöhung um 41 Cent haben die Arbeitgebervertreter mit der Vorsitzenden der Kommission gegen die Arbeitnehmervertreter durchgesetzt. Das Statistische Bundesamt hat errechnet, dass im April 2022 mehr als jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland weniger als 14 Euro brutto in der Stunde verdient hat.
Quellenangaben
Text-/Bildquelle: | Übermittelt durch dts Nachrichtenagentur |
Bildhinweis: | Reinigungskraft in einer U-Bahn-Station (Archiv) |
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